Stress und MS

Ich habe nach wie vor Stress im Verdacht, eine wesentliche Komponente im Zusammenhang mit der Entstehung von akuten Entzündungen bei mir zu sein.


Das war schon 1983 so. Ich musste damals, im Rahmen meiner Erzieherinnenausbildung, einen wichtigen Praktikumsbericht verfassen und bald abgeben. Ich wusste jedoch keinen sinnvollen Bericht zu schreiben, weil das sechswöchige Praktikum so sehr ein persönliches, konfliktreiches Thema wachgerufen hatte, dass ich dort den professionellen Blick verloren hatte. Je näher der Abgabetermin rückte, umso deutlicher wurde mir, dass ich tatsächlich nicht in der Lage war, einen Bericht zu schreiben, da ich aber musste, gab ich nicht auf und versuchte es immer weiter. Ich geriet so immer mehr in Panik einerseits und in eine Lähmung andererseits. Ganz kurz vor Abgabetermin kollabierte ich final im beschriebenen Ausmaß, der mich auf die Intensivstation einer neurologischen Klinik beförderte. Der Zusammenhang war offensichtlich. Meinen Hinweis darauf, als Frage an den Oberarzt formuliert, ob Stress damit in Zusammenhang stehen könne, ließ diesen jedoch regelrecht ausrasten. Mit hochrot wütendem Kopf, meinte er: Er hätte Stress, die Krankenschwestern hätten Stress, ich aber hätte keinen Stress. Außerdem würde Stress keinen Augenmuskel lähmen. - Diese höchst unwissenschaftliche Antwort war wohl von seiner Genervtheit darüber motiviert, dass es damals gerade in Mode gekommen war, sich alles und jedes mit der Psyche zu erklären und besonders gerne mit Stress. Dass ich zu dieser Fraktion gar nicht gehörte, konnte er nicht wissen.

Als 2011 eine akute Entzündung bei mir beobachtet wurde, hatte ich auch gerade starken Stress. Auch da ging es um einen existentiell wichtigen Bericht.

Da meine Belastbarkeit und Stresstoleranz immer weiter sinkt, nehme ich mittlerweile, wenn es mir gelingt, die Haltung ein, so viele Zieldetails, wie möglich, zu streichen, um ein Ziel überhaupt zu erreichen, aber möglichst wenig Stress dabei zu haben. Notfalls bitte ich andere, mir zu helfen oder mir die Aufgabe zu erlassen. Diesen Mut zur Lücke habe ich erst in den letzten Jahren und nur notgedrungen entwickelt. Ursprünglich neige ich eher zu Perfektion.

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